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… und wieder einmal Burnley …

Tag 16: bis Burnley, nach der Manchester Road Bridge, ca. 7 Meilen, 7 Locks. Wetter: leicht bedeckt, gewitterhaft, der heisseste Tag bisher.

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Wenn es jeden Tag so drückig und warm wäre, dann würden wir diese erzwungene späte Abfahrt verfluchen (uups … nur ja keinen Schlaganfall kriegen!). Die Schleusen öffnen erst um zehn, wir können gemütlich frühstücken. Nach diesen sieben Schleusen sind wir aber echt froh, dass es den Rest des Tages gerade aus geht.

Es ist wiederum dieselbe Schleuse, die uns schon bei der Herfahrt alles abverlangt hat. Heute: Wasserstand zwischen Schleuse sechs und sieben – gleich null. Schleuse sieben – leer – es braucht noch Wasser aus dem Zwischenraum. Mit: obere Schleuse leeren und untere füllen (dazwischen noch etwas Mist bauen) und dann obere noch einmal etwas füllen und dann beide öffnen und dann schnell durch und – haben wir es geschafft. Aber zu den Schweissperlen auf Grund der Wärme ist noch die eine oder andere aus einem anderen Grund dazu gekommen.

Idyllische Parklandschaft mit Insel … bevor der Plastik im Wasser überhand nimmt.

Richtung Burnley wird es wieder urban. Es zeigen sich das eine oder anderen Überbleibsel der Industrialisierung.

Rückereroberung.
Aus einigen Gebäuden könnte noch etwas werden.

Der Wegfall der Industrie hat einige pittoreske Ruinen hinterlassen aber auch Städte wie Burnley.

Aussicht heute: Weavers Triangle.

Wir legen im Weavers Triangle an und treffen hier auf ein Museum – wieder ein kleines, lokales.

Hier wird stolz die Zeit der Industrialisierung im 19. Jhd. gezeigt. Webstühle, Arbeiterwohnungen, Bildungssystem, Freizeit. Von 1800 bis 1850 ist die Bevölkerung von ca. 4000 auf ca. 40`000 gewachsen. (Kein Wort vom Elend und von der Kinderarbeit).

Baumwolle vor der Verarbeitung.
Bewegtes Spielzeug, aber auch mechanisierte Jahrmärkte.

Ein Rundgang durch die Fussgängerzone zeigt ein wenig luxuriöses Bild: keine Markenkleider, Poundland, sehr viele Männer in Röcken (keine Schotten) und Frauen mit farbigen Kleidern, sehr viele Tattoos, farbige Haare, junge Mütter, Bettler mit und ohne Musik … aber, es hat immerhin ein Theater und mehrere offene und besuchte Restaurants – es wäre spannend die ‹Brexit-Einstellung› dieser Gemeinde zu erfahren.

Eine der Seitenstrassen von Burnley.

Genau das ist das spannende an Kanalbootferien – so langsam wie es vorwärts geht, kann man nicht von einer touristischen Attraktion zur anderen hetzen. Automatisch trifft man auch auf das Normale.

… von Rosen und Hexen …

Tag 15: bis Barrowford, vor Top Lock, ca. 6.5 Meilen, 3 Locks. 1 Tunnel. Wetter: sonnig, dem Wind ausgesetzt sehr kühl ansonsten schön warm (kurze Hosen und FlipFlop-Wetter – also wenn windgeschützt!).

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Wir starten mit den drei Locks und fahren dann gemütlich den ganzen Tag auf der höchsten Punkt des Kanals.

Einen letzten Blick auf die Hügel von Yorkshire.

Die Häuser und auch die Gärten werden einiges grösser. Die Felder und die Hügel bleiben schön grün.

Eine Ex-Brücke?

Wir überqueren die Grenze vom Gebiet der weissen Rose auf das Gebiet der roten Rose – von Yorkshire nach Lancashire. Zum Abschluss fahren wir noch durch den Foulridge Tunnel und halten vor dem Barowford 7er Flight. Wir wollen uns hier noch auf die Suche nach den Hexen machen.

Willkommen in Lancashire (irgendwie sehen die Schafe gleich aus.)

An unserem ersten Tag haben wir schon einmal hier übernachtet und da ist mir der Wegweiser zu diesem Pendle Heritage Centre aufgefallen. Vor zwei Wochen waren wir natürlich viel zu spät um diesem Zentrum noch einen Besuch abzustatten und da wir jetzt noch einmal daran vorbei kommen ist das die Gelegenheit.

Das kleine lokale Museum ist in einem Gebäude untergebracht, das seit seiner ersten Errichtung im 16. Jhd. einige Veränderungen durchgemacht hat. Und das ist auch schon die erste Geschichte: das Puzzle des um- und aufgebauten Hauses.

Das Park Hill Haus mit dem lokalen Museum.

Die zweite Geschichte oder eigentlich sind es mehrere ist eher überraschend: Pendle Hill (muss in der Nähe liegen) ist der Ort, wo der Gründer der Quäker seine Vision hatte; hier haben auch einige Methodisten-Gründer ihre ersten Predigten gehalten. Nicht gerade die Geschichten, die man erwartet, wenn man auf der Suche nach Hexen ist.

Ein Kräutergarten? Das passt.

Aber das war dann die dritte Geschichte: Im 17. Jhd. machte sich eine Frau auf im Dorf zu betteln. Der angetroffene Händler wollte ihr nichts geben, da verfluchte sie ihn. Den guten Mann traf sofort den Schlag und war gelähmt – wer wird beschuldigt? Eben. Dann wird es etwas wirr. Auf jeden Fall gibt sie zu, schuldig zu sein und nennt auch noch gerade genügend andere. Diese wiederum behaupten ebenfalls für diverse Tote, saure Milch und schales Ale zuständig zu sein. Ende der Geschichte: eine 80-jährige, blinde Frau stirbt im Gefängnis, vier Frauen werden erhängt und der einzige Mann – keine Ahnung was mit dem passierte. Zu dieser Geschichte kamen noch diverse andere: Familiengeschichten, Klostergeschichten … eben ein kleines lokales Museum mit viel liebevoll zusammengetragenem Krimskrams.

Wir geniessen einen weiteren Abend auf unserer ‹Terrasse›. Morgen erwartet uns der wärmste Tag, bevor das Wetter wieder normal ‹englisch› wird.